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Liebe Verwandte,

liebe Namens-Vettern und -Cousinen,

liebe Sterling-Freunde !

Es gibt einen 2. Familienbrief !

Wieder ist ein Jahr fast vergangen, sicherlich arbeitsreich für die meisten, hoffentlich recht oft voll Freude und sehr selten mit Leid. Aber all das gehört zu unserem Leben, wie es auch schon zum Leben unserer Vorfahren gehört hat.

An dieser Stelle sei allen gedankt, die während dieses Jahres geschrieben und dazu beigetragen haben, dass die Stammfolgen der vielen Sterling-Familien weiter vervollständigt und ergänzt werden konnten.

Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute und Gesundheit im Neuen Jahr und im nun beginnenden nächsten und letzten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts.

Dieser 2. Familienbrief möchte Sie mit zwei Chroniken bekannt machen: Die eine stammt von P. Baensch aus dem Jahre 1928 über Groß Germersleben und erschien im Heimatbuch des Kreises Wanzleben. Sie gibt einen kleinen Überblick über die Geschichte des Ortes, aus dem so viele Sterlings stammen. Es ist eine Beschreibung von den Anfängen bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges.

Die zweite Chronik: Interessante Einzelheiten und Ergänzungen aus der Zeit der französischen Herrschaft und der Befreiungskriege hat Kantor Thiele zusammen getragen. Sie vermitteln ein recht gutes Bild der damaligen Zeit und ihrer schwierigen Lebensbedingungen und Umstände. Er erwähnt auch den Kossaten Christoph STERLING (1790 - 1857), der zuerst mit im Krieg gegen Russland war und nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft mit zu den aktiven Freiheitskämpfern gehörte.

Im letzten Absatz wird ein kleiner Einblick in die Siedlungsgeschichte der Vorfahren gegeben, die nach Wolhynien gingen

 

Groß Germersleben

von P. Baensch

Das Dorf Groß Germersleben, 8 km südwestlich von Wanzleben an der Bode gelegen, wird schon in einer Urkunde aus der Zeit Otto I. unter dem Namen Germersleva erwähnt. Otto I. schenkte es im Jahre 937 dem Magdeburger Dom. In anderen Urkunden finden sich die Namen: Grimsheresleba, Germersloue (1148), Bort-, Boet- und Bodengermersleve (1254), magna Germersleve und groten Germersleve. Im Jahre 1311 hat das Geschlecht derer von Meynersen das Dorf zu Lehen. Später werden auch andere erzbischöfliche Vasallen genannt. Groß Germersleben muss früher ein bedeutender Ort gewesen sein. Hier befand sich eine Burg, die 1286 in Verbindung mit einem Ritter Erich von Esebeck erwähnt wird, dessen Gemahlin daselbst wohnte. Zu Groß Germersleben pflegten sich die sächsischen Adligen zu gemeinsamer Beratung zu versammeln. Es war also eine Art Dingstätte. Bedeutende Landtage fanden hier statt, z. B. 1147 vor einem Kreuzzuge gegen die Wenden, sodann 1148, 1197, 1211, 1260 und 1316. Die Versammlungen waren teilweise in der Kirche, teilweise im Freien, des Öfteren vielleicht auch auf dem Trostberge an der Bode. Hier sollen noch lange Spuren eines Walles zu sehen gewesen sein. Verschiedene Klöster hatten im Orte Besitz, so Drübeck, St. Lorenz, Marienthal und Hecklingen. Letzteres besaß eine Mühle, zu deren Anlage der Erzbischof Albrecht im Jahre 1209 ein Stück Land hergab. Von den späteren erzbischöflichen Lehnsbauten sind die von Kotze zu nennen. Der erste von ihnen, der in Germersleben saß, war der Hofmarschall Hans von Kotze. Im Jahre 1489 erhielt er das Dorf zugleich mit Klein-Germersleben und Klein-Oschersleben von Erzbischof Ernst als erbliches Lehen. Das Patronat über die Kirche hatten aber die Herren von Warburg. Die Einführung der Reformation erfolgte im Jahre 1547. Wie viele andere Bördedörfer, so hatte auch Groß Germersleben während des dreißigjährigen Krieges furchtbar zu leiden. 1641 war hier ein kaiserliches Heerlager aufgeschlagen, von dem aus der Feldherr Piccolomini seine Streifzüge unternahm. Dann kamen die Schweden ins Dorf. Ihr General von Königsmarck vermählte seine Verwandte Katharina Maria mit Christian von Kotze, der als Offizier im schwedischen Heere Dienst tat. Säuberlich verfuhren weder die Kaiserlichen noch die Schweden mit den Bewohnern. So war die Not überaus groß. Darüber berichtet eine Urkunde: "Mit kummer und noth zur rettung des leibeslebens habe man kaum deß trocknen Brots gehabt und über wittiben und weisen die wetter des Trübsals ungestümer ergehen". Dazu hauste die Pest im Dorfe. Es ist daher kein Wunder, dass es am Ende des schrecklichen Krieges kaum noch Leute im Dorfe gab. "Ist kein Unterthan allhier weder zu lithgen Oschersleben zur Zeit zu finden", berichtet eine Urkunde. Nach dem Kriege wurden Dorf und Schloss wieder aufgebaut und langsam verwischten sich die Spuren des verheerenden Krieges.

Heute ist Groß Germersleben ein Dorf mit über 1000 Einwohnern. Erwähnung verdienen das Schloss, über das ein Aufsatz von Waldemar Uhde berichtet und die Kirche. Ihre jetzige Gestalt erhielt sie 1713. Wahrscheinlich wurden damals aber ältere Reste mit benutzt. Sie stellt eine im Grundriss zweischiffige gewölbte Saalkirche dar, die im großen und ganzen schlicht gehalten ist.

E N D E

Anmerkung:

Sollte ich unwissentlich und unbeabsichtigt irgendwelche Urheberrechte verletzt haben, bitte ich um Mitteilung. Diese Seite wird dann sofort entfernt.

 

Die Geschichte des Dorfes Groß Germersleben

(Auszug)

von Kantor Thiele

Unter franzsischer Herrschaft

Das Preußen Friedrich des Großen sank bei Jena ins Grab. Im Frieden zu Tilsit verlor er das ganze linkselbische Gebiet. Aus diesen Landesteilen bildete Napoleon das Königreich Westfalen und machte seinen Bruder Jerome zum König. Auch unser Ort wurde von Preußen getrennt und gehörte zum Königreich Westfalen. Napoleon führte in dem neu gegründeten Königreich neue Gesetze und eine neue Verwaltung ein. Das ganze Land war in Departements geteilt. Groß Germersleben gehörte zum Departement d'Elbe. An der Spitze des Elbdepartements stand der Präfekt Graf von der Schulenburg-Emden. Unter dem Präfekt standen in den Distrikten die Unterpräfekten, in dem Kanton regierte der Kanton-Maire und in jedem Ort wieder ein Orts-Maire.

Groß Germersleben war Kantonsort. Der Maire des Kantons war Herr von Kotze, sein Vertreter der Adjunkt Koch. Die ehemalige Verwaltungskörperschaft wurde von jetzt ab Munizipalrat genannt. Dazu gehörten Peter Borchardt, Kuthe, Kantor Holstein, Hugershoff, Christian Schotte, Steinbrecht und Samuel Sachse. In wichtigen Angelegenheiten wurden die Mitglieder des Munizipalrates im Gemeindekrug zusammen gerufen. Hier gab der Sekretär des Maire die neuesten Verordnungen (Gesetz-Bulletins) bekannt. Der Maire-Sekretär hieß Schaare. Er war gleichzeitig Kotzescher Gerichtsekretär. Steuern, Lasten, Abgaben, Verteilung der Vorspanngelder, Eintragung der Wehrpflichtigen in die Conscribitionslisten waren Gegenstand der Beratungen in diesen Sitzungen. Die Einladung erfolgte durch den Maire-Diener. Er hieß Bösche. Waren eilige Sachen beim Präfekten in Magdeburg zu erledigen, so wurden Boten nach dorthin geschickt. So wird berichtet, dass der Bote Strunk am 8. Dezember 1809 wegen der patriotischen Anleihe und wegen Schulsachen nach Magdeburg geschickt wurde. Er erhielt für jeden Weg nach dort 1 Taler.

Waren nun französische Verordnungen den Einwohnern bekannt zu geben, so wurden diese beim Maire und an den Kirchentüren ausgehängt. Damit jedermann auch wirklich davon Kenntnis erhielt, trugen sie meist die groß gedruckte Überschrift "Arrete", d. h. "Halt".

Lasten, Steuern usw.

Im Jahre 1808 wurde den Bauern der Gemeinde eine Kriegs-Kontribution von 800 Talern in vollrichtigen und vollgültigen Friedrichs-d'Or, das Stück zu 5 Talern, auferlegt. Da es dem damals verarmten Bauernstand nicht möglich war, eine derartige Summe in Geldwert zu zahlen, mussten sie bei dem Juden Friedmeyer in Halberstadt eine mit 6% zu verzinsende Anleihe gegen Verpfändung ihrer Ackerhöfe und Halbspännerdienste mit dem ganzen beweglichen und unbeweglichen Eigentum aufnehmen. Diese Schuld wurde in das Hypothekenbuch Egeln vor dem provisorisch bestellten Richter Fabricius eingetragen und diese Eintragung durch das Siegel des Hochadligen von Kotze'schen Gerichts bestätigt. Insgesamt waren davon 10 Bauern betroffen. Sie mussten sich für die Aufbringung der 800 Taler Kontribution, geliehen von Friedmeyer, solidarisch erklären.

Es waren folgende Bauern:

1. Der Ackermann Andreas Faese (heute Pechau) ...

2. Der Ackermann Mathias Fischer ...

3. Johann Peter Friedrich Borchardt besaß einen dienstfreien Ackerhof mit 4 Hufen als von Schenk'sches Mannlehen, mit 20 Morgen Erbzinsacker. 1 große Wiese hatte er zusammen mit dem Hof 1768 für 5700 Taler von seinem Vater gekauft, nachdem ihn dieser in 1766 vom vorigen Besitzer Melchior gekauft hatte. Lasten: 7 Groschen und 4 Pfennige Erbzins waren von 29 Morgen Acker zu entrichten und an die Domprobstei in Magdeburg zu zahlen. Dieser Acker durfte ohne Genehmigung des Erbzinsherrn nicht verkauft, vertauscht oder verpfändet werden. Seine Ehefrau Dorothee hatte 800 Taler in die Ehe gebracht, die dem Hospital in Benneckenbeck eingeräumt (verliehen) waren. 1820 Taler in Louis und Karl d'Or, 1180 Taler in Friedrichs d'Or hatte Borchardt vom Hospital Benkendorf in Hadmersleben zu 4½ % geborgt. 223 Taler, 8 Groschen Schuldzinsen hatte Amtsrichter Koch (Schulze Koch) zu fordern.

4. Samuel Sachse ...

5. Johann Heinrich Borchardt besaß einen Halbspännerhof, wovon 3 Hufen Acker, 2 Wiesen und 1 Mietholz von Schenk'schen Mannlehen waren. Die Schellerwiese, Bauerwiese, 1 Drostenwiese hatte er von seinem Vater mit dem gesamten Hof für 2000 Taler gekauft, nachdem ihn dieser von seinem Miterben erworben hatte. Lasten: 1 Groschen, 6 Pfennige Erbzins hatte er an die Familie von Kotze für eine Wiese hinter der Wehre zu zahlen. Auch ruhten auf dem Hof noch folgende Hypotheken: 400 Taler von Hofrat Faber erborgt, 100 Taler von Mansfellt in Hadmersleben geborgt, 300 Taler Gold vom Amtmann Kummer in Seehausen zu 6 % geliehen. Seine Ehefrau hatte 500 Taler mit in die Ehe gebracht.

6. Johann Christoph Kuthe besaß ½ Halbspännerhof. Die andere Hälfte gehörte Heinrich Borchardt. Dabei waren 4½ Hufe Land, 2 Wiesen, Kabeln und die Hälfte der runden Wiese. Diesen Hof hatte er von den Erben des Johann Caspar Kuthe 1778 für 3200 Taler gekauft, nachdem ihn dieser 1757 von seiner Mutter für 3200 Taler angenommen hatte. Lasten: 1 Grosche, 6 Pfennige Erbzins hatte er von der halben Wiese an die Familie von Kotze zu zahlen. 3 Hufen waren von Kotze'sches Mannlehen. Damit waren seine 4 Söhne belehnt. Jedoch war der Vater Christoph Kuthe Vasall und Lehnsträger, z. T. war der Besitz Schenk'sches Lehen.

7. Der Amtsrichter Koch, Adjunkt des Kantons-Maire, später Gemeindeschulze, besaß einen Halbspännerhof mit 2½ Hufen, 28½ Morgen Acker, 2 Wiesen im Drostenbruch, 1 Kabel, 22 Weidenflecke und 1 Kossatenhof mit1 Hufe 15 Morgen Land. Er hatte sein Eigentum 1774 für 3000 Taler von Margarethe Elisabeth Borchardt, verehelichte Luther gekauft, nachdem diese ihn 1762 von ihrer Schwester Magdalena, verehelichte Kuthe erworben hatte.

Der Hof wurde 1791 abgeschätzt; das Vieh und Feldinventar nebst Grundbesitz hatte einen Wert von 8190 Talern. Lasten: 6 Groschen Erbzins waren an die Familie von Kotze zu zahlen, 6 Groschen an Peseckendorf, 1 Groschen an das Stift Walbeck laut Erbzinsbrief vom 11.11.1800 von ½ Hufe zehntfreier Wiese. Auf jeden Todesfall musste der Lehnsträger doppelten Kanon zahlen. 3 Groschen 4 Pfennig erhielt alljährlich die Domprobstei Magdeburg. Ihr Recht darauf gründete sich auf den Erbzinsbrief von 1777. Andere Lasten waren: 15 Groschen Erbzins von 1 Wiese an von Kotze, 2 Groschen 4 Pfennige Erbzins, 3 Rauchhühner für 1 Hufe, ebenfalls an die Familie von Kotze zu zahlen. Auch auf diesem Hof ruhte eine Hypothek über 6000 Taler.

8. Wilhelm Schilt besaß einen ½ Ackerhof mit 3 Hufen 22½ Morgen Acker, Wiesen, Kabeln und Gemeindeteil. Davon waren 15 Morgen von Kotze'sches Lehen. Vorbesitzer waren Cyriakus Schilt und vor diesem Hans Zickel. An Lasten war folgendes zu tragen: An das Domkapitel in Magdeburg musste er 4 Scheffel Roggen und Weizen, an die Familie von Kotze 5 Säcke Roggen und 5 Säcke Gerste liefern. Seinen Eltern hatte er als Altenteil zu gegen: 18 Scheffel Roggen, 6 Scheffel Weizen, ¼ Rindfleisch, 1 fettes Schwein nächst dem besten, ½jähriges mageres, 1 Fuder Brennholz, 4 Schock Stammvasen, 52 Pfund Butter, 4 Schock Käse, 3 Schock Eier, Acker zu 1 Scheffel Leinenaussaat, 4 fette Gänse, 4 Hühner, 1½ Scheffel Sommersaat, ½ Scheffel Salz, 3 Maß Milch die Woche, 12 Maß zum Trank, ½ Schock Bund Roggenstroh, die kleine Stube links im Hause und den Boden über der Stube.

9. Gottlieb Köhne ...

10. Der Halbspänner Christoph Rohde hatte ein Eigentum von 1 Hufe 15 Morgen Acker, der mit 6 Groschen Erbzins von denen von Kotze belastet waren. 600 Taler ruhten außerdem als Schulden auf dem Hof. Es waren 600 Taler in Sächsischen ½-Stöcken.

 

Alle diese Besitzverhältnisse wurden in das Hypothekenbuch mit eingetragen. Aus diesen geht die Geschichte der größten Höfe, ihre Größe usw. hervor. Zu dieser gemeinsamen Schuld der 10 Bauern (der 800 Taler Kriegs-Kontribution) kamen aber noch die Lasten des Einzelnen, die jeder an Erbzins, Naturalabgaben und Schuldenzinsen zu leisten hatte.

1. Die Grundsteuer (5.Teil des Reinertrages von allen nutzbaren Grundstücken).

2. Die Gewerbesteuer mit Zulags-Centimen, wodurch die Gewerbefreiheit eingeführt und der alte Zunftzwang aufgehoben wurde.

3. Die Personalsteuer, die in 10 Klassen geteilt war und von allen über 16 Jahre alten Untertanen gezahlt werden musste. Die Personalsteuer wurde vom Munizipalrat unter Vorsitz des Kanton-Maire von Kotze im Gemeindekrug festgesetzt. Der Präfekt musste dazu, wie überhaupt zu allen Beschlüssen des Munizipalrates, seine Zustimmung geben. Alle Beamte, Kanton-Maire, Adjunkte, selbst die Maire-Sekretäre wurden vom König Jerome in Kassel ernannt.

4. Indirekte Steuern (Salzsteuer, Wege- und Brückengeld, Stempelgeld).

Gerichtswesen

Das von Kotze'sche Patrimonalgericht wurde durch königliche Verordnung vom 17. Februar 1808 aufgehoben. Von diesem Tage an ging die Gerichtsbarkeit auf die Distrikts- und Departementsgerichte über. Nur geringfügige Rechtsangelegenheiten wurden von dem neu gebildeten Friedensgericht oder von der Munizipalpolizei erledigt.

Leibeigenschaft

Am 4. Juli 1808 erging an die Maires der Kommunen des platten Landes des Elbdepartements eine General-verfügung, wonach die Bewohner, welche bisher ihrer vormaligen Gutsherrschaft zum Hand- und Spanndienst verpflichtet gewesen, in der Meinung stehe, dass dieser Dienst durch das königliche Dekret aufgehoben sei. Da jedoch nur die Dienste abgeschafft waren, die in Folge der Leibeigenschaft oder auf bloßer Willkür der Dienst-berechtigten beruhten, so waren auch unter französischer Herrschaft die Gutsherren berechtigt, von den dienst-pflichtigen Untertanen die "Burgfeste und Hofe mit Hand und Gespann" zu fordern, sofern darüber "Prästations-Register, Urbarien, Judikate, Observanz" und sonstige Urkunden bestehen.

Passzwang

Am 23. Oktober 1808 wurde im Kanton Groß Germersleben der Passzwang eingeführt. Jeder, der in eine andere Kommune (Dorf, Stadt, usw.) reiste, musste sich vom Maire einen Pass ausstellen lassen. Wer ohne Pass angetroffen wurde, wurde arretiert. Wer ins Ausland (also in rechtselbische Gebiet) reiste, musste sogar einen Pass von der Präfektur haben. Der Pass kostete 6 Pfennig, Arme erhielten ihn frei.

Öffentliche Sicherheit

Zur Aufrechterhaltung der Ordnung gab es auch in Groß Germersleben militärische Posten. Sobald der Posten den Maire um Hilfe bat, hatte dieser zur Abwendung der Gefahr oder zur Verhaftung des Schuldigen, wenn die allgemeinen Kräfte der Behörde nicht ausreichten, die erforderliche Zahl der Kommunemitglieder aufzubieten.

Vorspanndienste

Je nach Größe des Besitzes hatten die Bauern "Kriegsfuhren" für die Besatzungsarmee zu leisten. Am 20. Dezember 1808 musste Ackermann Fähse, von 8 Hufen Besitzer, mit 2 Pferden in Croppenstedt erscheinen, um "ihre Majestät" nach Egeln zu fahren. Für die Leistung von 3 Tagen erhielt er 4 Taler Entschädigung. Am 23. Oktober 1808 hatte er 4 Vorspannpferde zu stellen, um Kanonen von Egeln nach Halberstadt zu fahren. Ackermann Fischer fuhr am 17. und 18. Mai Pulver von Egeln nach Magdeburg und erhielt 10 Taler.

Da in Egeln ein Depot für Munition, Lebensmittel und Proviant war, hatten die Bauern dauernd Fuhren zu leis-ten, um Heu, Brot, Fleisch, ja sogar die Kriegssteuern zu befördern.

1813 - 1815

Auf die Kunde von der Vernichtung der "Großen Armee" in Russland, begann auch das preußische Volk das Joch des Zwingherrn abzuschütteln. Im Frühjahr 1813 erhob sich das Volk. Auch in unserem Dorfe zeigte sich der Opfermut fürs Vaterland. Viele eilten zu den Fahnen als Freiwillige. Wenn auch nicht alle Teilnehmer mehr bekannt sind, so seien folgende genannt, die aus unserer Gemeinde an dem Feldzug 1813 - 1815 teilnahmen:

1. Christoph Sterling, Kossath

2. - 12. ...

13. Andreas Braumann, Kossath

14. - 15. ...

Es sind nur diejenigen genannt, die 1849 noch am Leben waren. Man befreite sie in diesem Jahre von der Klassensteuer. Sicher sind es viel mehr gewesen.

Gefallen sind in dem Befreiungskriege folgende Krieger:

1. Konrad Altmann

2. Christoph Buntz

Ihre Namen sind auf der Gedenktafel der Kirche zu lesen.

Nach der Befreiung wurden am 1 Januar 1815 die preußischen Gesetze und die preußische Verfassung wieder eingeführt. Unter Glockengeläut und mit Gottesdienst feierte man in der Kirche die Befreiung von der Fremdherrschaft und die Wiedervereinigung mit dem Vaterlande.

Als die Truppen nach Frankreich zurückkehrten, hatte das Dorf wieder oft Einquartierung. Diesmal waren es aber "vaterländische Truppen", die mit Jubel und Dank begrüßt wurden. Vom Ende 1814 bis 1817 lag fast regelmäßig Militär im Dorfe in Quartier, so vom 13. bis 19. Oktober 1815 Thüringer Landwehr und 1817 die Batterie Nr. 18. Die Truppen wurden verpflegt und die Bauern mussten Heu, Stroh und Hafer liefern, zum Teil an das Magazin in Wanzleben. Die Einquartierung hatte im Armenhaus die Wachstube. Zur Heizung derselben, lieferten die Bauern Stroh.

E N D E

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Wolhynien

Ein geschichtlicher Rückblick

Auszüge aus:

Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen von E. Kneifel, und

Heimatbuch der Deutschen aus Russland von Dr. K. Stumpp.

Wolhynien mit seinen 35 729 km² und 11 politischen Kreisen war immer noch die größte Wojewodschaft Polens, obwohl durch die dritte Teilung Polens 1795 die östlichen Teile von Wolhynien mit dem Hauptort Shitomir an Russland fielen. Die Grenze zu Russland verlief ca. 30 km östlich von Tuczyn, von nordöstlicher nach südwestlicher Richtung verlaufend und stieß im Süden an das damals teilweise österreichische Galizien.

Im Jahre 1816 wanderten die ersten Siedler aus Preußen, aber auch aus Danzig und der Westpfalz ein und gründeten die evangelischen Kolonien Josephine und Annette.

Dann kamen ab 1831 / 1832 deutsche Weber aus Mittelpolen nach Welnianka bei Rozyszcze. Um 1840 betrug die Zahl der Siedler schon 1200 und wurde durch ständigen Zuzug weiter verstärkt. 1862 existierten im Bezirk Rozyszcze 14 Ortschaften, darunter Welnianka, Stanislawowka, Antonowka u. a., in denen 1863 insgesamt 5684 Kolonisten lebten.

Das Kirchspiel Rozyszcze erstreckte sich damals auch auf Luck, Kowel und Wladimir-Wolynsk. Erst später erfolgte die Trennung und Gründung eigener evangelischer Gemeinden: Tuczyn - gegr. 1888, Wladimir-Wolynsk - gegr. 1891, Luck - gegr. 1899 und Rowne - gegr. 1902.

In 308 deutschen Kolonien, von denen nur 43 rein deutsch waren und auch sonst keine nationale Einheit darstellten, siedelten die Kolonisten als Eigentümer von Wirtschaften, Zinsler- und Teilkolonisten, Staatspächter, Wirte noch ohne Kaufakt, Landlose oder in der Zerstreuung lebende Bauern und Landarbeiter. In den Städten lebten verhältnismäßig kleine Gruppen lutherischer Familien.

Seit 1890 veranlasste die wachsende Landnot in Wolhynien zahlreiche Deutsche zur Auswanderung nach Sibirien, nach Amerika und zurück nach Deutschland.

Mit der Vertreibung der Wolhynier 1915 im ersten Weltkrieg durch die russischen Militärs, brach eine schwere Leidenszeit herein. Wie berichtet wird, versammelten sich in Kostopol die zur Verbannung verurteilten unter dem "historischen Gruschkenbaum" (Birnbaum) zur Andacht. Und so war es überall! Im festen Vertrauen auf Gottes Führung traten sie den Weg in eine schwere und ungewisse Zukunft an. Bedrängnisse, Entbehrungen und Krankheiten lichteten die Reihen, Tausende sahen ihre alte Heimat nicht wieder. Was aber die Überlebenden nach ihrer Rückkehr 1818 - 1819 in Wolhynien vorfanden, waren zerstörte Dörfer, niedergebrannte und verwüstete Gehöfte, von Fremden besetzte oder ausgeplünderte Wirtschaften. Das Pachtland zahlreicher Kolonisten wurde während des Krieges verkauft. Kein Wunder, dass die trostlose und ausweglose Lage der Wolhynier vor die entscheidende Frage stellte: Sollen wir auswandern oder in Wolhynien dennoch bleiben und einen Neuanfang versuchen? Eine Zeit mühsamer Arbeit und treuer Bewährung harrte der Heimgekehrten, die dableiben wollten. Mit wolhynischer Zähigkeit und Strebsamkeit wandten sie sich dem Wiederaufbau ihrer Wirtschaften zu. Vielen fehlten die dringend benötigten Aufbaumittel und Starthilfen. Hier erwies sich die Deutsche Genossenschaftsbank in Luck als ein bedeutender Faktor im wirtschaftlichen Leben. Sie beriet die Kolonisten, lieh ihnen Kredite und übernahm die Regelung der rechtlichen Seite der Kauf- und Pachtverträge. Eine allmählich wachsende kräftige Auswärtsentwicklung zeichnete sich ab. Die schweren Anfangsjahre nach 1919, die Apathie und Ratlosigkeit waren überwunden. Mit Mut, Zuversicht und Hoffnung schauten die Wolhynier wieder in die Zukunft. Die Gesamtzahl der Wolhynien-Deutschen belief sich vor 1939 auf rund 50 000 Personen.

Die Umsiedlung in das deutsche Reichsgebiet, die 1939 begann, haben viele Wolhynier persönlich miterlebt. Vielleicht ist jemand bereit, hierüber zu berichten. Eine Veröffentlichung kann dann im nächsten Familienbrief erfolgen.

E N D E

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Forschungsergebnisse:

STERLING aus Wolhynien

Bei der Erforschung dieser Familie wurden auch in diesem Jahr die größten Fortschritte erzielt.

Der älteste z. Zt. bekannte Vorfahr ist Josef STERLING, der 1832 in Zelow (Reg.-Bez. Hohensalza und Litzmannstadt, Landkreis Lask) geboren wurde und mit Johanna Poschpischil verheiratet war. Das Dorf Zelow wurde 1802 gegründet und es hatten sich dort vornehmlich Leineweber niedergelassen, die aus den Böhmischen Hussittendörfern Groß- und Klein-Tabor und aus Schlesien kamen. Josef STERLING hatte Kinder, darunter zwei Söhne, die beide ebenfalls in Mittelpolen geboren wurden; Johann 1853 in Kliszerow (wahrscheinlich identisch mit dem Ort Klesczow, der zwischen Belchatow und Radomsko liegt) und Josef 1860 in Lodz (hier existieren zwei Geburtsorte: Lodz und Selof Petrinka = Dorf Petrinka oder Petrikau, Kreis Hohensalza).

Wann die Familie nach Wolhynien umsiedelte, ist nicht genau bestimmbar. Die Kinder von Johann und Josef sind bereits in Wolhynien geboren: Marianne 1885 in Adamowka. Dadurch steht fest, dass die Familien nicht wegen Ausbruch des polnischen Novemberaufstandes 1831 /1832 Mittelpolen verlassen haben.

Auf der hinteren Umschlagseite finden Sie eine Karte: Die evang.-luth. Gemeinden in polnisch Wolhynien.

 

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STERLING aus Rosow

Mit dem Schuhmachermeister Nikolaus Jacob STERLING, der in Radekow am 20.03.1817 Sophie Ulrich, verw. Wohlfahrt heiratete, sowie Anna Dorothea Elisabeth STERLING, geb. in Gartz am 12.9.1804, dem Dienstknecht in Rosow Johann Friedrich STERLING, geb. 1814 und dem Knecht in Rosow Friedrich STERLING, geb. 1818, wurden weitere Sterling-Vorfahren gefunden. Eine direkte Verbindung zu Christian Friedrich Jacob STERLING konnte noch nicht hergestellt werden.

Leider ergaben sich bei den anderen Sterling-Familien - außer einer Fülle von Einzeldaten - keine neuen Erkenntnisse.

Die FAMILIENKUNDLICHEN NACHRICHTEN sollen keine Einbahnstraße sein; Anregungen, jegliche Unterstützung in Form von Daten und Beiträgen wird dankbar angenommen. Hier sei nochmals allen gedankt für Mitarbeit und Unterlagen, die zur Verfügung gestellt wurden.

 

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