home
familienforschung
familienbriefe
sterlingfamilien
fotoalbum

3.familien-brief

FamBrief3 copy

Liebe Verwandte,

liebe Namens-Vettern und -Cousinen,

liebe Sterling-Freunde !

Nach einem Jahr Pause liegt der 3. Familienbrief vor Ihnen. Er wird Sie zwar nicht mehr rechtzeitig zu den Festtagen erreichen, doch wünsche ich Ihnen allen auf diesem Wege ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr.

Der 3. Familienbrief möchte Sie mit Auszügen aus einem Bericht über die oberösterreichische Heimat - aus der einer der ältesten Stammväter: Davit Stöllinger kommt - bekannt machen, der von Herrn Alois Leeb in der Zeitschrift "Heimat" über den Ort Kallham im Jahre 1963 veröffentlicht wurde.

Eine Kopie der Taufmatrikel seines Sohnes Daniell vom 17.November 1625 stellt gleichzeitig die erste Urkunde dar.

Taufeintrag

Im ersten Taufbuch der Kirche zu Kallham, das im Jahre 1625 beginnt, findet sich auf der zweiten Seite der folgende Eintrag:

 

Nov1625-1
GebLehen copy

Der Text lautet: Dem Davitt Stöllinger am Lehe ein Kindt gethauft namens Daniell, Gfatter Wolf Purchstaller zu Sämething.

 

Blick in die Geschichte Kallhams

von Alois Leeb

Die geschichtlichen Nachrichten über die kleinen Orte auf dem Lande in Oberösterreich nahmen ihren Anfang erst mit der Einführung des Christentums und sind in den ersten Zeiten recht spärlich. Die Bajuwaren, die damals die Bewohner dieses Landes waren, nahmen die christliche Religion in den letzten Jahren des 7.Jahrhunderts an. Der Bischof von Worms war es, der zuerst 696 nach Bayern und vielleicht auch in diese Gegend kam, um das Christentum auszubreiten.

Es kann aber angenommen werden, dass Kallham schon wesentlich früher - vielleicht schon zur Römerzeit - besiedelt war, da die Trasse der Römerstraße von Eferding nach Braunau in der Nähe vorbei führte.

Der Ort Kallham wird zum ersten Male in einer Urkunde 1120, dann 1140 und 1160 erwähnt. Die Namensform, der wir für Kallham begegnen, war damals Chalwenheim. Kallham wurde geschichtlich aber auch bekannt, weil hier ein Ministerialengeschlecht (Dienstmannengeschlecht, niederer Adel) der erzbischöflichen Kirche von Salzburg seinen Stammsitz hatte. Es nannte sich: "de Chalheim". Als erster dieses Geschlechtes wird Adalram de Chalewenheim 1120 erwähnt, 1290 zum letzten Male, da sich das Geschlecht in der Nähe von Salzburg ansiedelte.

Im Jahre 1380 wird schon eine "Kalichhaymerpharr" erwähnt. In einem Urbar aus der Zeit des Grafen Georg von Schaunberg um 1500 heißt es von Kallham unter anderem: "... dabei ist eine Residenz und Pfarrhof". Die Pfarrer von Kallham waren Jahrhunderte lang adelige Domherren und Weihbischöfe.

In der Geschichte wird 1120 schon der Ort Schilddorf, in der Nähe von Kallham, genannt. In einer Urkunde des Klosters St. Nicola von Passau wird Liutwinus de Schiltdorf als Zeuge angeführt. 1130 wird Aribo de Scildorf genannt. Pehring bei Kallham wird 1140 in der Geschichte erwähnt. 1140 schnekte der Edle von Odechalcus dem Kloster sein Gut "Perigen" (Pehring). 1120 wird Rodprecht de Suomotingen genannt, auch eine Ortschaft in der Nähe von Kallham. 1347 verleiht Gertrud, Äbtissin von Traunkirchen, der Elsbeth von Wasen einen Hof in Wechling (Wachling bei Kallham). Im Schaunberger Urbar vom Jahre 1371 werden die Orte Wechling (Wachling), Usting, Panczingen (Penzing), Weydach (Weiret) erwähnt. 1421 wird das rittermäßige Eigen zu Baumgarten, der Tannreiterhof, genannt. Es war ein Freieigen.

1446 verkaufte Graf Johann von Schaunberg das "Aschpant" (Aspet) dem Wirte Leonhard zu Kallham. Pawczenberg heißt heute Pauzenberg, Kainzing bei Kallham wurde Khuenzing genannt. 1455 wird das Riemergut und Vaterheimergut zu Khunzing in einem Erbvertrag mit König Lasla erwähnt. 1493 wurde von Hanns Vatersheimer das Kallhamer-Benefizium gestiftet. Die Vatersheimer waren ein Ministerialengeschlecht niederen Ranges. Als Stammsitz wird das Dorf Vatersheim bei Taufkirchen angegeben. Als Wappen führten sie drei Ringe im Schilde. Der letzte dieses Geschlechtes wurde in der St. Wolfgangkirche in Kallham begraben.

1228 wird zum ersten Male die Kirche von Kallham erwähnt. In diesem Jahr verleiht das Kloster St. Nicola ein Gut in Chaluviham seinem Verwalter daselbst, namens Heinrich. Dieser Heinrich war der Provisor oder Vikar der Kirche zu Kallham. Nach kirchlicher Einteilung gehörte Kallham zum Archidiakonate Lambach, Kallham war Filialkirche von Taufkirchen. Es hatte aber eine eigene Begräbnisstätte. Als am 28. Februar 1598 Johann Grimelius, bischöflich Passauischer Rat, Probst zu Salvator in der Ilzstadt, Kanonikus von Aschaffenburg und Regensburg, zum Pfarrer von Taufkirchen ernannt wurde, verlegt er seinen Wohnsitz nach Kallham und somit wurde Kallham Hauptpfarre und Taufkirchen zur Filialkirche und sank zur Nebenpfarre herab. Zu Kallham gehörten damals außer Kimpling auch Neumarkt und Pötting. Pötting wurde 1763 und Neumarkt 1786 zur selbständigen Pfarre erklärt.

Pfarrer Grimelius, dessen Ölbild heute noch im Pfarrarchiv aufbewahrt wird, erwarb sich große Verdienste um Kallham. Da er keinerlei Urkunden vorfand, legte er neue Urbare für Kallham, Wendling und Taufkirchen an. Er wurde hinter dem Hochaltar der Kirche von Kallham begraben. Sein Grabstein diente später leider als Fußbodenplatte, die Inschrift erst um 1920 entziffert. Sie lautet: Hic situs est admodum reverendus nobilis et clarissimus dominus Johann Grimelius patria Aschaffenburgensis serenissimi ac reverendissimi principis Leopoldi, archiducis Austriae, episcopi Argentinennensis et Passaviensis consiliarrius, praepositus Illicensis et huius ecclesia ennis XIIX pastor vigilantissimus natus anno MDLXXII, pie vero in Christo defunctus MDCXVI. Das heißt: Hier liegt begraben der hochwürdige, edle und berühmte Herr Johann Grimelius aus Aschaffenburg, des durch-lauchtigsten und hochwürdigsten Fürsten Leopold, Erzherzog von Österreich, Bischof von Straßburg und Passau, Rat, Probst der Ilzstadt und 18 Jahre lang wachsamer Hirte dieser Kirche, geboren im Jahre 1572, gottergeben aber in Christi verschieden 1616.

Grimelius errichtete sich selbst auch in der Kirche zu Taufkirchen an der Trattnach einen Gedenkstein, und zwar mit folgender Inschrift: " Dieß Epitaphium zue Andechtiger und christlicher Gedechtnuß hat ihme in Lebzeiten machen und zurichten lassen der Ehrwürdige, edle und Wohlgelehrte Herr Grimelius von Aschaffenburg, Kirchherr zu Taufkirchen und Kalham, der Erste, so Anno 1598 die Catholische römische Religion bei diesem Gottehaus widerumb aufgerichtet. Deme samt allen christgläubigen Seelen Gott ein fröhliches Auferstehung am Jüngsten Tage verleihen Welle. Amen. 1607".

In der Nähe von Kallham stand ein schönes Wasserschloss mit Pfleg- und Landgericht: Schloss Erlach. Es wurde im vorigen Jahrhundert abgetragen, da es bei den Kämpfen 1809 sehr gelitten hatte. Erlach ist uralt. Schon 1094 wird das Schloss Erlach urkundlich erwähnt. In alten Urkunden heißt es auch Erlaha. Bis 1158 gehörte es dem Grafen von Formbach, dann kamen die Herren Julbach bei Braunau, die sich nach Erbauung der Schaunburg 1161 die Schaunburger nannten. Ihnen folgten die Grafen von Ortenburg, 1572 die Starhemberg, 1581 die Jörger von Tollet, 1730 die Grafen von Weißenwolf, 1812 Freiherr Josef Peckenzell, dann Graf Revertera, der 1862 den Besitz zerstückelte und das schon sehr baufällige Schloss niederriss.

Erlach hatte zwei Ämter, das Obere und das Niedere Amt. Der jeweilige erste Beamte führte den Titel Pfleger, Vogt, auch Oberpfleger. Bis zum 8. Juni 1850 wurde hier amtiert, dann wurde jedoch Kallham dem Bezirksgericht Raab einverleibt. Nur mehr Namen wie Schloßbauer, Hofwirt, Teichbauer erinnern an jene Zeit, da Erlach für die Gegend ein bedeutsamer Mittelpunkt war. Der Mairhof, der zum Teil noch aus Holz gebaut war, und schließlich drei Besitzern gehörte, ist vor ca. 30 Jahren abgebrannt. Beim Gruber in Erlach, wo die Gefängnisse waren, sind diese auch schon vor mehr als 30 Jahren zu Wohnungen umgebaut worden. In und um Erlach hat sich im Laufe der geschichtlichen Ereignisse manche interessante, jedoch auch traurige Episode abgespielt. So zum Beispiel anlässlich des spanischen Erbfolgekrieges, 1704. In der Chronik heißt es: "Als die Bayern am 8.2.1704 Kallham und Neumarkt bei dichtem Nebel überfielen, die wehrlosen Leute nieder metzelten, Kallham Neumarkt und viele andere Orte nieder brannten, flüchteten sich viele Leute in das nahe Schloss Erlach, das fest verschanzt und mit Palisaden umgeben war. Füger, der Hauptmann der dortigen Grenze hatte sein Quartier in Erlach aufgeschlagen. Voll Verzweiflung riefen ihm die Bauern zu, wenn er Mut habe, solle er herauskommen, um die Feinde anzugreifen. Von wenigen Scharfschützen und mutigen Bauern begleitet, eilte er in das nahe Schilddorf, stürzte unter die Feinde und wurde durch zwei Kugeln zu Boden gestreckt. Zur Erinnerung an diesen mutigen Hauptmann wurde auf dem Schilddorfer Kriegerdenkmal sein Familienwappen angebracht.

Bei dem Überfall im Jahre 1704 wurden 200 Menschen ermordet. Die ganze Hofmark Kallham ging samt der Kirche in Flammen auf. 1713 wurde mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen, bis 1718 wurde gebaut. Die Bauleitung hatte Jacob Pawanger, Kapitelbaumeister in Passau, inne. Die Kosten betrugen: 26 361 fl 10 kr. Das Portal fertigte Bartholomäus Steinbacher, Steinmetz in Passau, 1715. Der herrliche Hochaltar wurde 1715 - 1720 errichtet. Das Hochaltarblatt und das Ovalblatt wurden 1717 vom berühmten Münchner Maler Johann Kendlbacher gemalt. Ebenso die Freskenmalereien in der Kirche. Die Marmorierungen und Stukkaturarbeiten stellte Ignatz Profiser 1715 her. Die Orgel stammt von Ignatz Egeldacher aus Passau. Die Seitenaltäre der Seitenkapelle, das Chorgestühl, die Orgel und die Holzfiguren des heiligen Donatus und des heiligen Florian wurden 1720 - 1730 angeschafft. Die schöne Kanzel mit den Evangelistenfiguren ist neubarock. 1736, am 3. Sonntag nach der Erscheinung, wurden die Kirche und die sechs Altäre von Josef Dominikus, Graf von Lamberg und Bischof von Passau, geweiht und 1010 Firmlingen wurde das Sakrament der Firmung gespendet.

Die Kirche ist im Wesentlichen noch heute so erhalten, bis auf die Deckengemälde am Gewölbe des Langhauses. Diese wurden durch Blitzschlag und Brand im Jahre 1891 zerstört. Die Orgel konnte gerettet werden. Der 74 hohe Westturm blieb auch 1704 schon stehen.

Karl Kajetan, Graf von Gaisruck ging in jedes Haus, selbst in die ärmste Hütte. Er war mit allen Menschen lieb und gut, überliefert die Geschichte. Er wirkte von 1801 bis 1818 als Weihbischof von Passau und zugleich Pfarrer von Kallham.

Durch den napoleonischen Krieg wurde auch das Gemeindegebiet von Kallham zum Kriegsschauplatz und Felder und Fluren wurden vernichtet. Den edlen Pfarrherrn ergriff die Not seiner Pfarrkinder. Er verzichtete so manches Jahr auf den Zehent und hatte selbst eine offene Hand, wenn man an seinen Schüttboden klopfte. Sein Fortgehen versetzte Kallham in Trauer.

Das Kriegerdenkmal erinnert vor allem an die blutigen Kämpfe am 1. Mai 1809, durch die bei Abensberg, Eckmühl und Regensburg die siegreichen Franzosen aufgehalten wurden, so dass von den flüchteten Österreichern das Kriegsmaterial über Traun und Enns geschafft werden konnte, wodurch der Sieg bei Aspern über den bisher unbesiegten Napoleon am 22. Mai ermöglicht wurde. Die Umgebung von Kallham, besonders von Schilddorf kann zum blutgetränktesten Boden Österreichs gezählt werden.

Vom Bischof Gaisruck besagt ein Dokument, dass er Bischof von Derbe und Suffragan des Fürst-Erzbischofs der exemten Kathedralkirche von Passau, derselben Kirche Kapitularkanonikus, dann aber Erzbischof der Metropolitankirche von Mailand im Reiche der Lombardei wurde. Von Kallham schied er am 13. Mai 1818 als letzter Träger einer höheren kirchlichen Würde. Er vermachte der Schule von Kallham eine "Ob der Ennsischen"-Landesobligation von 1000 Gulden zur Bestreitung solcher Aufgaben, wozu keine gesetzlichen Hilfsmittel vorhanden waren.

Vor Graf Gaisruck hatten sich u. a. Johann Steiner, Weihbischof von Passau und Leopold Graf von Thun, Weihbischof von Passau, Kallham als Pfarrsitz erwählt. Pfarrer Andreas Mair, der von 1833 bis 1848 hier wirkte, machte für die Schule von Kallham und Kimpling eine Stiftung von 600 Gulden zur Zwecke der Verteilung von Kleidungsstücken und Schulrequisiten an arme Kinder. Mair ist wie Graf Gaisruck in die Ehrenblätter der Schulgeschichte eingegangen.

E N D E

Anmerkung:

Sollte ich unwissentlich und unbeabsichtigt irgendwelche Urheberrechte verletzt haben, bitte ich um Mitteilung. Diese Seite wird dann sofort entfernt.

 

button202